Totalprothesen

Bei Totalprothesen handelt es sich um rein zahnfleischgetragenen Zahnersatz. Ein möglicher Prothesenhalt wird im Oberkiefer in ca. 50% der Fälle mittels sogenanntem Saughalt erzielt. Im Unterkiefer ist ein solcher Prothesenhalt nur in ca. 5-10% der Fälle zu erwarten.

Gelingt es nicht, einen Saughalt zu erzielen, muss der Prothesenhalt mit Hilfe von Haftcreme hergestellt werden. Bzgl. der Verwendung von Haftcreme gehen die Meinungen unserer Patient weit auseinander: Einige sind sehr zufrieden und berichten, dass sie nur einmal am Tag Haftcreme auftragen müssen.

Andere berichten, dass, wenn sie etwas Heisses essen oder trinken, die Haftcreme weich wird und sich die Unterkieferprothese löst bzw. die Oberkieferprothese herunterfällt und sie die Prothesen mehrmals am Tag reinigen und neue Haftcreme auftragen müssen.

Klassische Zahnschmerzen können bei Totalprothesen zwar nicht mehr auftreten, dafür aber Druckstellen, die auch sehr schmerzhaft sein können. Um diese zu beheben, ist eine Nachbehandlung notwendig, wo dann beispielsweise der Prothesenrand gekürzt wird.

Patienten, bei denen kein Saughalt der Prothesen erzielt werden kann und die auch keine Haftcreme verwenden möchten, können ihre alten oder auch neuen Prothesen mit sechs Implantaten im Oberkiefer oder vier Implantaten im Unterkiefer befestigen lassen. Dies ist dann ein kombiniert zahnfleisch-implantagetragener Zahnersatz. Die Prothesen sind dann auch noch herausnehmbar, also gut zu reinigen und Haftcreme wird nicht mehr benötigt. Im Oberkiefer ist nun der Gaumenbereich frei und nicht mehr von Prothesenkunststoff bedeckt, was eine wesentliche Verbesserung des Geschmacksempfindens bedeutet.

Vorteile Totalprothesen

  • Kostengünstigster Zahnersatz
  • herausnehmbar und somit leicht zu reinigen
  • kein „Zähneputzen“ mehr notwendig
  • leicht, kostengünstig und schnell zu reparieren
  • bei Veränderungen im Mund bei Knochenabbau oder Gewichtsverlust kann durch eine sogenannte Unterfütterung (Auffüllen der Hohlräume zwischen Zahnfleisch und Prothesenunterseite) sehr einfach, kostengünstig und schnell wieder eine gute Prothesenpassung hergestellt werden.
  • Vorhandene allfällige Zahnfehlstellungen im alten Gebiss können mit der Herstellung einer Totalprothese einfach korrigiert werden.
  • Der Zwischenzahnbereich ist bei einer Totalprothese mit zahnfleischfarbenem Kunststoff aufgefüllt. Es kann also nicht zu sogenannten „schwarzen Löchern“ kommen, die bei Versorgung mit fest zementiertem Zahnersatz auf Implantaten (Kronen oder Brücken) im Zwischenzahnbereich aufgrund fehlender Zahnfleischpapillen entstehen können. Dies betrifft vor allem Patienten, die eine fest zementierte Versorgung anstreben und vorher lange zahnlos waren, sodass die Zahnfleischpapillen verschwunden sind.

Nachteile Totalprothese

  • Ohne Implantatverankerung ist der Gaumen komplett von Prothesenkunststoff bedeckt und das Geschmacksempfinden dadurch  eingeschränkt
  • im Unterkiefer kann ein Prothesenhalt ohne Haftcreme oder Implantate sehr selten erzielt werden
  • mögliche Druckstellen
  • dadurch dass der Gaumen im Vergleich zur Situation vorher, als noch eigene Zähne vorhanden waren, jetzt durch die Prothese mit Kunststoff bedeckt ist, kann sich die Phonetik ändern. Das bedeutet, dass allenfalls „S-Laute“ geübt werden müssen
  • im Oberkiefer kann sich eine Prothese ohne Saughalt, die mit Haftcreme am Gaumen festgeklebt ist, beim Konsumieren von heissen Speisen oder Getränken lösen und herunterfallen.
  • Bei der erstmaligen Versorgung von Patienten mit Totalprothesen, die vorher noch eigene Zähne hatten, ist eine mindestens dreiwöchige Gewöhnungszeit notwendig in der der Patient sich an die Prothesen gewöhnen muss. In dieser Zeit sollten die Prothesen so oft wie möglich getragen werden, damit sich der Patient an die Prothesen gewöhnen kann.


Selbstverständlich wird nach der Aufstellung der Zähne die Prothese nicht sofort fertig gestellt. Da die Zähne in Wachs aufgestellt werden, ist es möglich, vor der Fertigstellung der Prothese eine sogenannte Wachsanprobe durchzuführen. An diesem Termin werden die Zähne auf einer Schablone aus Kunststoff anprobiert und die Funktion geprüft. Darüber hinaus hat der Patient an diesem Termin die Gelegenheit, Wünsche, beispielsweise die Ästhetik oder die Funktion betreffend, zu äussern. Erst wenn der Patient mit der Wachsaufstellung einverstanden ist, erfolgt die Fertigstellung der Prothese. In schwierigen Fällen werden oft auch mehrere Wachsanproben durchgeführt, um ein für den Patienten optimales Ergebnis zu erzielen.

Totalprothetik auf Implantaten

Leider ist es in Abhängigkeit der jeweiligen anatomischen Voraussetzungen nicht immer möglich, mit Totalprothesen einen sogenannten Saughalt zu erzielen. „Saughalt“ bedeutet, dass sich die Totalprothese am Kieferkamm festsaugt.

Bei Patienten, bei denen es aufgrund des Knochenabbaus im Bereich der Kieferkämme nicht möglich ist, einen Saughalt der Prothesen zu erzielen, muss entweder Haftcreme zu Hilfe genommen werden oder die Prothesen müssen mit Hilfe von Kugelkopfimplantaten und dem Einbau von Druckköpfen in die Prothesen am Kiefer befestigt werden.

Es gibt durchaus Patienten, die sehr gut mit Haftcreme zurechtkommen. Allerdings sollte beachtet werden, dass nicht mehr als zweimal pro Tag Haftcreme aufgetragen wird, wenn die Haftcreme Zink enthält, damit dieses nicht überdosiert wird.

Haftcreme, die kein Zink enthält, kann selbstverständlich öfter aufgetragen werden. Da es eine Vielzahl von Herstellern und Produkten gibt, ist es am besten, der Patient probiert einige Haftcremes aus. Wichtig ist immer, die Unterseite der Prothesen zu trocken, die Haftcreme aufzutragen und dann die Prothesen mindestens eine Minute fest anzudrücken oder fest zuzubeissen.

Viele Patienten berichten von Problemen mit Haftcremes, wenn sie heisse Getränke oder Speisen zu sich nehmen. Um das ständige neu kleben müssen der Prothesen zu vermeiden, weil durch zu heisse Speisen oder Getränke einige Haftcremes weich werden, sollte auf zu heisse Getränke und Speisen verzichtet werden.

Für Patienten, die keine Haftcreme verwenden möchten oder die die geschlossene Prothesenfläche am Gaumen stört, kommt das Inserieren von Implantaten in den Kieferkamm im Ober- und / oder Unterkiefer in Frage. Es gibt sogar Patienten, die die Versorgung mit Kugelkopfimplantaten wünschen, obwohl sich ihre Prothese festsaugt, weil sie durch die geschlossene Gaumenfläche der Prothese unter Würgereiz leiden oder weil ihr Geschmacksempfinden durch die geschlossene Gaumenfläche beeinträchtigt ist.

Es kann direkt im Anschluss an die Fertigstellung der Prothesen mit dem Inserieren der Implantate begonnen werden.

In der Einheilphase der Implantate kann der Patient die Prothesen mit Haftcreme tragen. Dazu werden die Prothesen auf der Unterseite mit Löchern versehen, damit die Implantate und das geschwollene Zahnfleisch nicht belastet werden. Spätestens nach dem Entfernen der Nähte in der Folgewoche kann die Prothese weitgehend schmerzfrei eingegliedert werden und schon ihre Funktion beim Kauen und Sprechen erfüllen.

Die Einheilzeit der Implantate dauert im Oberkiefer vier Monate und im Unterkiefer drei Monate.

Im Anschluss an die Einheilzeit wird der Kiefer mit der Prothese erneut abgeformt und im zahntechnischen Labor erfolgt dann das Auffüllen allfälliger Hohlräume zwischen Prothesenunterseite und Zahnfleisch (die sogenannte Unterfütterung) und der Einbau der Druckknöpfe. Zur Stabilisierung der Prothese wird ausserdem ein Verstärkungsbügel eingebaut.

Nach der Einheilung der Implantate empfehlen wir, die Festigkeit der Nahrung über einen Zeitraum von acht Wochen langsam zu steigern, damit sich die Knochenstruktur der neuen Belastung anpassen kann (Progressive bone loading).

Andere Befestigungsmethoden

Weit verbreitet ist die Verankerung von Totalprothesen mit Hilfe von Implantaten und eines Steges, der die Implantate verbindet und die Prothese mit Hilfe von eingebauten sogenannten Stegreitern auf dem Steg fixiert. In Bezug auf die Stabilität ist diese Methode durchaus gleichwertig wie die oben beschriebene. Einzig sind die Kosten erheblich höher, da der Steg extra im zahntechnischen Labor angefertigt werden muss. Der weit grössere Nachteil einer Stegverankerung von Prothesen besteht allerdings darin, dass Patienten spätestens mit fortschreitendem Alter, viele aber auch von vorn herein, nicht in der Lage sind, den Steg adäquat zu reinigen, was zur Folge hat, dass sie diesen sehr oft reinigen lassen müssen, oder Gefahr laufen, die darunter liegenden Implantate entzündungsbedingt aufgrund des Nichtreinigens wieder zu verlieren (Folgen einer Periimplantitis).