Mit Druckknöpfen auf Miniimplantaten verankerte Totalprothesen

Es besteht die Möglichkeit, Totalprothesen im Ober- und Unterkiefer mit Implantaten auf Druckknöpfen zu verankern. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn kein Saughalt der Prothesen zu erzielen ist oder wenn ein Patient keine Haftcreme verwenden möchte oder wenn er oder sie das durch eine den Gaumen vollständig bedeckende Prothese eingeschränkte Geschmacksempfinden nicht tolerieren kann oder will.

Die Verankerung auf Implantaten ist sowohl mit einer schon existierenden Prothese möglich, was Kosten spart. Es können aber selbstverständlich auch neue Prothesen angefertigt werden.

Was auch Kosten spart ist, ist die Verwendung von Miniimplantaten, wobei es sich um sogenannte einteilige Implantate handelt. Diese Implantate sind nicht immer „mini“, es gibt sie nicht nur in durchmesserreduziertem Umfang von 3.0 mm, sondern auch bis zu einem Durchmesser von 4.1 mm. Dadurch dass diese Implantate aus einem Stück bestehen (Gewinde- und Kugelkopfteile zur Aufnahme des Druckknopfes) werden die Kosten für mehrere verschiedene Teile, wie sie bei zweiteiligen Implantaten anfallen, gespart: Es fallen keine separaten Kosten für sogenannte Einheilkappen, Übertragungspfosten und Aufbauteile an. Hieraus ergibt sich ein weiterer Vorteil der einteiligen Implantate:
Dadurch dass sie aus einem Stück bestehen und somit nicht zwei Teile (Gewinde- und Kugelkopfaufbauteil) mit einer winzigen Schraube verbunden werden müssen, kann der Durchmesser auf bis zu 3.0 mm reduziert werden. Das wiederum ermöglicht diese Versorgung auch bei Patienten, die schon sehr lange zahnlos bzw. Totalprothesenträger sind und bei denen es durch die lange Zahnlosigkeit schon zu erheblichem Knochenabbau des Kieferkammes gekommen ist. Mit herkömmlichen, zweiteiligen Implantaten können sehr schmale Kiefer ohne Knochenaufbau nämlich nicht mit Implantaten versorgt werden – mit einteiligen Miniimplantaten hingegen schon.

Ein weiterer Nachteil von zweiteiligen Implantaten, dass sich nämlich die winzige Verbindungsschraube zwischen Gewinde- und Aufbauteil lockern kann oder dass sie sogar frakturieren (brechen) kann, wird durch die Fertigung der von uns verwendeten Implantate in einem Stück ebenfalls vermieden.

Wie oben ebenfalls schon erwähnt, ist die mit Druckknöpfen auf einteiligen Implantaten verankerte Prothese kombiniert implantat- zahnfleischgetragen. Das bedeutet, der überwiegende Teil des beim Kauen entstehenden Drucks wird über die Implantate in den Knochen geleitet. Der restliche Kaudruck wird vom Zahnfleisch aufgenommen. Im Vergleich zur Totalprothese ohne Implantate lastet also viel weniger Druck beim Kauen auf dem Zahnfleisch. Allerdings besteht weiterhin eine leichte Beweglichkeit der Prothese im Rahmen der sogenannten Resilienz der Gingiva (Nachgiebigkeit des Zahnfleisches). Diese beträgt 1 bis 2 mm.

Im Vergleich zum rein implantatgetragenen Zahnersatz bietet diese Art der Versorgung noch einen weiteren Vorteil:

Da normalerweise die letzten beiden Backenzähne (der sogenannte Sechs- und Zwölfjahrmolar) als erste Zähne verloren gehen bzw. extrahiert werden müssen, ist bei den allermeisten zahnlosen bzw. Totalprothese tragenden Patienten der Kieferhöhlenboden rechts und links im Seitenzahnbereich abgesunken. Möchte der Patient auch hier mit festem, rein implantatgetragenen Zahnersatz versorgt werden, muss der Boden der Kieferhöhle wieder aufgebaut werden (sogenannter Sinuslift). Hierbei wird über Fenster im Knochen rechts und links der Nase ein Granulat meist aus einer Mischung aus eigenem Knochen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Danach muss gewartet werden, bis diese Situation stabil genug ist, um Implantate aufzunehmen bzw. Zahnersatz darauf zu verankern. Die Behandlungsdauer verlängert sich damit erheblich und auch zusätzliche Kosten für die Augmentation des Kieferhöhlenbodens entstehen.

Bei der Verankerung von Totalprothesen auf einteiligen Implantaten, also bei kombiniert implantat-zahnfleischgetragenem Zahnersatz, kann auf das Aufbauen des Kieferhöhlenbodens fast immer verzichtet werden:
Unter der Nase bleibt meist der Kieferkamm in seiner vollen Höhe erhalten und da dieser Zahnersatz kombiniert implantat-zahnfleischgetragen ist, ist es ausreichend, die Implantate dort in den Kieferkamm zu inserieren, wo der Knochen erhalten geblieben ist, nämlich unterhalb der Nase. Auf eine Implantation im Seitenzahnbereich mit Aufbau der Kieferhöhle kann verzichtet werden.

Falls allerdings im Seitenzahnbereich ausreichend Knochen vorhanden ist, wird auch hier implantiert, was die Statik der Prothese (d.h. Ihre Beweglichkeit) etwas verbessert (d. h. die Beweglichkeit reduziert).

Zwei weitere Vorteile dieser Art von Zahnersatz sind folgende:

Zum einen wird die Totalprothese, die auf den Implantaten verankert ist, genau wie eine Totalprothese ohne Implantate mit Hilfe von konfektionierten Zähnen hergestellt. Das bedeutet, es werden Zahnform, Zahngrösse und Zahnfarbe bestimmt und danach wird ein passender Satz Kunststoffzähne ausgewählt und im Dentalhandel bestellt. Im Gegensatz zu festsitzendem , rein zahn- oder implantatgetragenem Zahnersatz, also Kronen oder Brücken, sind in diesem Fall die Zähne vorgefertigt und der Zahntechniker muss sie nur auswählen und in die Prothese integrieren. Beim festsitzenden Zahnersatz, Kronen und Brücken, wird die zahnfarbene Schicht auf das Gerüst aus Metall oder Zirkonoxidkeramik mit eingefärbter Keramikmasse individuell geschichtet und auf das Gerüst aufgebrannt. Die erfordert im zahntechnischen Labor einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand, weshalb Zahnersatz mit konfektionierten Zähnen wesentlich günstiger ist.

Ein weiterer Vorteil einer mit Druckknöpfen auf Implantaten verankerten Totalprothese ist die Tatsache dass bei Implantatverlust kein komplett neuer Zahnersatz angefertigt werden muss. Die Totalprothese kann weiter verwendet werden und es wird einfach an anderer Stelle oder nach Wartezeit an der Stelle des Verlustes nachimplantiert.

Es gibt verschiedene weitere Konzepte, Totalprothesen auf Implantaten zu verankern, die wir allerdings ablehnen und daher nicht anbieten. Diese sind beispielsweise sogenannte Stegkonstruktionen mit denen die Implantate verbunden sind. Die Prothese ist dann mit sogenannten Stegreitern auf dem Steg reversibel befestigt. Lange galt bzw. gilt dieses Konzept aus Sicht einiger Hochschulen als „State of the art“. Das Problem bei dieser Stegversorgung ist aber fast immer dass sie sehr schlecht zu reinigen sind. Wir betreuen einige Patienten, die diese  Stege bei uns reinigen lassen, da sie selbst nicht dazu in der Lage sind und ständig unter entzündetem Zahnfleisch als Resultat der schlechten Reinigungsmöglichkeit leiden.

Ausserdem fallen für die Anfertigung des Steges Kosten an, die aus unserer Sicht dem Patient erspart werden können.

Darüber hinaus gibt es die Konzepte, Totalprothesen auf nur zwei oder drei Implantaten zu verankern. Aus unserer Sicht sind diese Arten der Versorgung nicht suffizient. Kommt es bei einer Versorgung mit nur zwei Implantaten zum Verlust eines Implantates, kann der Patient in der Folge die Prothese nur noch mit Haftcreme tragen wenn er nicht auch den Verlust des zweiten Implantates riskieren will.

Ein weiteres Problem beispielsweise mit nur zwei Implantaten oder zwei Implantaten mit Steg kann sein, dass die Prothesen um die Achse zwischen beiden Implantaten rotieren.

Da das von uns verwendendete Implantatsystem aufgrund seiner Einteiligkeit sehr günstig ist, sind die Kosten bei Versorgung mit vier Implantaten im Unterkiefer oder sechs Implantaten im Oberkiefer oft nicht teurer als die Versorgung mit nur jeweils nur zwei Implantaten pro Kiefer mit anderen Implantatsystemen.

Die Tatsache, dass wir im Oberkiefer sechs Implantate, im Unterkiefer aber nur vier Implantate inserieren, resultiert daraus, dass der Knochen im Unterkiefer dichter und fester ist. Daher sind hier vier Implantate ausreichend. Der Unterkiefer ist ein Knochen, der an einer Muskelschlinge aufgehängt ist. Dadurch wird er stimuliert, was zu höherer Knochendichte führt.

Der Oberkiefer hingegen ist starr im Schädel fixiert. Hier erfolgt keine Stimulation, die die Knochendichte anregt, der Knochen ist poröser. Deshalb verwenden wir im Oberkiefer für die Verankerung einer Totalprothese sechs Implantate.               

 Vorteile von auf Implantaten verankerten Totalprothesen:

  • dadurch dass durch die Implantatverankerung der Gaumenbereich der Totalprothese entfernt werden kann, sind weniger Problem mit der Phonetik zu erwarten als bei einer Totalprothese ohne Implantatverankerung bei der der Gaumen mit einer Kunststoffplatte bedeckt ist.
  • keine oder weniger Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens weil der Gaumen nicht mehr mit der Kunststoffplatte der Prothese bedeckt ist, der Gaumen liegt jetzt frei.
  • es muss keine Haftcreme mehr verwendet werden.
  • damit Totalprothesen auf Implantaten verankert werden können, müssen nicht zwingend neue Totalprothesen angefertigt werden. In die allenfalls bereits existierenden Prothesen des Patienten können auch Druckknöpfe eingebaut werden mit deren Hilfe die bereits bestehenden Prothesen auf den neuen Implantaten verankert werden können. Dadurch ist eine erhebliche Kostenersparnis möglich.
  • Auch durch die Verwendung von einteiligen Implantaten werden Kosten gespart – für die bei sonst bei zweiteiligen Implantatsystemen zusätzlich notwendigen Teile wie Einheilkappen, Übertragungspfosten und Aufbauteilen.
  • Viele Patienten berichten, dass sie im Gegensatz zu vorher (mit Totalprothesen ohne Implantatverankerung)wieder abbeissen können.
  • Aufgrund der Einteiligkeit der Miniimplantate ist eine Reduktion des Durchmessers möglich, sodass auch Kiefer versorgt werden können, die sehr schmal sind und die mit zweiteiligen Implantaten nicht versorgt werden könnten.
  • Die Gefahr, dass die winzige Verbindungsschraube, die bei zweiteiligen Implantaten das Aufbauteil mit dem Implantat verbindet, bricht, existiert bei einteiligen Implantaten nicht.
  • Bei einer Totalprothese ohne Implantatverankerung lastet der ganze Kaudruck auf dem Zahnfleisch. Bei einer auf Implantaten verankerten Prothese wird der Grossteil des Kaudrucks über die Implantate in den Knochen abgeleitet. Das Zahnfleisch wird somit entlastet. Die Gefahr des Auftretens von Druckstellen sinkt.
  • Bei Verlust eines oder mehrerer Implantate muss kein neuer Zahnersatz angefertigt werden wie beispielsweise bei einer implantatgetragenen Krone oder Brücke.


Die Totalprothese wird weiterhin benutzt, darunter wird nachimplantiert und nach der Einheilzeit wird ein neuer Druckknopf in die Totalprothese eingearbeitet.

  • Ein Aufbau des Kieferhöhlenbodens ist bei allfälligem Knochenverlust im Seitenzahnbereich in den allermeisten Fällen nicht erforderlich, was auch wieder mit einer Kostenersparnis verbunden ist. Ausserdem reduziert sich so die Behandlungsdauer.
  • Durch die Verwendung von konfektionierten Kunststoffzähnen ist eine Totalprothese, egal ob mit oder ohne Implantatverankerung, sehr viel günstiger als individuell vom Zahntechniker angefertigter Zahnersatz wie Kronen oder Brücken.
  • Die aus dem Zahnfleisch herausragenden Kugelköpfe der Implantate sind sehr viel einfacher zu reinigen als beispielsweise eine Stegkonstruktion oder Kronen oder Brücken auf Implantaten. Dies ist besonders bei fortschreitendem Alter des oder der Patientin wichtig, da im Alter die Motorik und Taktilität oft nachlässt. Auch für eine Pflegekraft sind die Kugelköpfe der Implantate mit einer Zahnbürste mit extra weichen Borsten sehr viel leichter zu reinigen als die oben erwähnten anderen Arten von Zahnersatz.
  • Aufgrund der Fertigung der Implantate aus einem Guss, ohne notwendige Zusatzteile wie bei zweiteiligen Implantaten, ist eine Versorgung bei uns mit sechs Implantaten im Oberkiefer und vier Implantaten im Unterkiefer nicht teurer, oft sogar günstiger, als die Versorgung mit jeweils nur zwei Implantaten im Ober- und Unterkiefer wenn zweiteilige Implantate verwendet werden.


Nachteile von auf Implantaten verankerten Totalprothesen:

  •  es besteht weiterhin eine gewisse Beweglichkeit der Prothese. Diese ist jedoch sehr viel geringer als ohne Implantatverankerung. Sie bewegt sich im Rahmen der sogenannten Resilienz der Gingiva (des Zahnfleisches) von 1 – 2 mm. Dies ist der Bereich innerhalb dessen das Zahnfleisch nachgibt und sich die Prothese in das Zahnfleisch „einlagert“.
  • Der Kaudruck wird nicht vollständig in den Knochen geleitet wie bei fest zementierten Kronen oder Brücken auf Implantaten. Trotzdem lastet sehr viel weniger Kaudruck auf dem Zahnfleisch als bei einer Totalprothese ohne Implantatverankerung und ein Patient, der vorher Totalprothesen ohne Implantate getragen hat, wird die neu erworbene Festigkeit seines Zahnersatzes und den reduzierten Druck, der auf seinem Zahnfleisch lastet als sehr angenehm empfinden.


Welches sind die Hauptrisiken für meine Implantate bzw. welches sind die Risikofaktoren für einen möglichen Implantatverlust?

Die Hauptrisikofaktoren für Periimplantitis und daraus resultierenden Implantatverlust sind:

  • mangelnde Mundhygiene
  • Rauchen
  • schlecht eingestellter Diabetes


Ein Risiko für die Abrasion der Kugelkopfanteile von Implantaten für die Verankerung von Totalprothesen ist das Putzen der Implantate mit Zahnpasta.
Zahnpasta enthält Schleifsand. Die Abrasivität einer Zahnpasta wird durch den sogenannten RDA Wert angegeben. Je höher er ist, desto mehr trägt die Zahnpasta von der jeweiligen Oberfläche ab (Zahnschmelz oder Titanlegierung der Implantate). Deshalb empfehlen wir dringend, die Kugelköpfe von Implantaten nur mit einer Zahnbürste mit extra weichen Borsten ohne Zahnpasta zu reinigen. Und das auch nur dann, wenn einem Patienten die Reinigung mit aufgerauter Zahnseide motorisch nicht möglich ist.